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VR-Experiment zeigt: Moralisch denken ist nicht gleich moralisch handeln

Matthias Bastian
Oculus Rift trennt Theorie und Praxis bei moralischen Entscheidungen

Als der deutsche Philosoph Max Scheler von seinen Studenten gefragt wurde, wie er Bordellbesuche mit seiner Ethik vereinbaren könne, soll dieser gesagt haben: "Der Wegweiser geht auch nicht den Weg, den er weist." Wie schnell sind Menschen dazu bereit, ihre theoretischen Moralvorstellungen anzupassen, wenn sie mit der (virtuellen) Realität konfrontiert werden? Ziemlich schnell, haben Forscher in einem Experiment herausgefunden, in dem sie Probanden eines der größten philosophischen Moraldilemmas in der VR-Brille zeigten.

Das Trolley- oder auch Fetter-Mann-Problem ist in der Philosophie und Psychologie ein seit Jahrzehnten diskutiertes moralisches Phänomen. Gegeben ist die folgende Situation: Eine Straßenbahn fährt auf eine Gruppe von fünf Arbeitern zu und droht, diese zu überrollen. Als Zuschauer kann man dieses Unheil verhindern, indem man ein anderes herbeiführt: Man schubst einen dicken Mann von einer Brücke auf die Gleise und stoppt so die Straßenbahn.

Aus Perspektive der Forscher ist in solch einem moralischen Dilemma die Nützlichkeitserwägung interessant: Opfert man das Leben eines Menschen, um das von fünf anderen zu retten? Psychologen an der Universität von Plymouth stellten das Trolley-Problem in der virtuellen Realität nach. Anschließend testeten sie die Entscheidungen von 40 Probanden, 35 davon weiblich und fünf männlich.

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