Redirected Walking für Virtual Reality

Redirected Walking für Virtual Reality

Ein Mensch mit verbundenen Augen ist nicht dazu in der Lage eine gerade Linie zu laufen - je nach Prägung läuft er stattdessen eine mehr oder weniger enge Kurve.

Was im ersten Moment so klingen mag, als wäre es primär ein Alkoholproblem, ist für Virtual Reality ein großer Vorteil. Denn Programmier nutzen diese Lücke in unserer Motorik geschickt aus: Beim sogenannten "Redirected Walking" (dt. "umgeleitetes Laufen") haben wir in der virtuellen Realität das Gefühl, geradeaus zu laufen, während wir eigentlich im Kreis unsere Runden drehen.

Der Vorteil: Dank dieser Technik könnten wir theoretisch auch in kleinen Räumen Virtual Reality nutzen und dabei das Gefühl haben, weite Landschaften zu durchwandern. Entwickler und Wissenschaftler bedienen sich dafür einer Reihe an optischen Täuschungen, um dem Gehirn vorzugaukeln, dass es sich auf einer geraden Linie vorwärts bewegt, obwohl man eigentlich eine Kurve läuft.

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Virtual Reality und Redirected Walking:
Unsere Wahrnehmung ist einfach zu täuschen

Um VR-Nutzer möglichst effektiv umzuleiten, bedienen sich Wissenschaftler eines zusätzlichen Tricks: Menschen sind zwar sehr gut darin, auf unmittelbare Veränderungen in ihrem Blickfeld zu reagieren, aber wenn sich Dinge außerhalb des Blickfelds verändern, bleibt das häufig unbemerkt.

Wir können uns schlecht daran erinnern, an welcher exakten Position ein Gegenstand oder ein Ausgang liegt. Wer sich regelmäßig das Schienbein an der Bettkante haut, kennt das Problem.

So können beispielsweise Türen und Ausgänge im Rücken des Nutzers in einem 90-Grad-Winkel verschoben werden - in einem Experiment bemerkte nur eine von 77 Testpersonen einen Unterschied. Alle anderen marschierten durch die versetzte Tür, als wäre nichts passiert. Mit diesem einfachen Trick können Virtual-Reality-Nutzer im Kreis geschickt werden.

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Quelle: Suma et al. 2010

Zuerst betritt der Nutzer einen Raum in Virtual Reality. Während er den Schreibtisch inspiziert, wird die Tür im Rücken um 90 Grad verschoben. Das bleibt unbemerkt und der Nutzer verlässt den Raum in der festen Überzeugung, dass das die gleiche Tür ist, durch die er den Raum zuvor betreten hat. Zu diesem Zeitpunkt läuft er bereits im Kreis, obwohl ihm sein Orientierungssinn sagt, dass er sich völlig korrekt und fortlaufend durch ein Gebäude bewegt.

Obwohl diese Täuschung prinzipiell funktioniert, gibt es noch einige Hindernisse zu überwinden. Die Illusion funktioniert nur in relativ großen Räumen. Außerdem braucht es eine ausgefeilte Bewegungserkennung.

Auch der Preis für solche Technologien und die Komplexität bei der Implementierung während der Entwicklung sind noch große Fragezeichen. Die letztlich größte Frage lautet: Wenn die Nutzer erst einmal wissen, was "Redirected Walking" ist und wie es funktioniert - bleibt die Illusion dennoch bestehen? Oder achtet man dann verstärkt darauf, ob die Tür noch exakt an der gleichen Stelle ist wie noch vor zwei Minuten und ob der Entwickler die Kurven bewusst so anlegt, dass man sich im Kreis bewegt?

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| VIA: Wired US
| IMAGES: Suma et al. 2010
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