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KI bei der Bundeswehr und der BWI | DEEP MINDS #16

Netflix gibt einen Einblick in die KI-Algorithmen, die mitentscheiden, welche Filme und Serien auf der Streaming-Plattform erscheinen.

Netflix streamt aktuell tausende Filme und Serien, darunter hunderte Eigenproduktionen in über 190 Ländern. Der Fokus auf Eigenproduktionen hat dem Streaming-Riesen viel Wachstum gebracht auf derzeit mehr als 195 Millionen Nutzer.

Jetzt gibt Netflix einen Einblick, welche Rolle Künstliche Intelligenz bei der Suche nach neuen Filmen und Serien spielt. Sie lässt sich auf eine Funktion herunterbrechen: den Führungskräften des Konzerns helfen, Titel zu finanzieren, die sich für den jeweiligen Markt lohnen.

Dafür müssen zwei Fragen beantwortet werden: Welche bestehenden Titel sind mit einem neuen Konzept entlang welcher Kriterien vergleichbar? Und welche Zuschauerzahlen sind in welchen Regionen zu erwarten?

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Diese Fragen stellen sich Film- und Serien-Produzenten natürlich schon lange. Für ihre Beantwortung griffen sie bislang auf Leistungskriterien wie Box Office oder Nielsen-Ratings zurück.

Die KI-Hilfe erlaubt Netflix im Vergleich jedoch, ein breiteres Spektrum an Titeln sowie verschiedene Publikumsvorlieben zu vergleichen. Sie nutzt historische Daten außerdem effektiver, da sie verschiedene Komponenten wie thematische Elemente isoliert betrachtet, schreibt Netflix.

Für die KI-Vorhersagen nutzt Netflix primär zwei Werkzeuge: Wissensgraphen und sogenannte Similarity Maps.

KI-Vorhersage zu Inhaltskategorie und Zuschauerzahlen

Die Wissensgraphen repräsentieren Verhältnisse zwischen einzelnen Inhalten und von Inhalten zu anderen Datenpunkten wie Genre, Vorbild, primäre Ära oder wesentliches Thema der Geschichte. Als Beispiel nennt Netflix etwa „Apocalypse Now basiert auf Heart of Darkness“ oder „In 21 Grams dreht sich die Handlung um moralische Dilemmata“.

Eine auf Wissensgraphen spezialisierte KI wird mit diesen Informationen trainiert und lernt so, neue Titel, die nicht im Netflix-Katalog zu finden sind, in den Graphen einzuordnen. So entsteht ein riesiges neuronales Netzwerk, das konstant neue Metadaten, Tags und andere Informationen zu weltweit verfügbaren Inhalten zusammenträgt.

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Die Similarity Maps ordnen dagegen die Titel nach bestimmten Kriterien wie Genre oder Zuschauerzahlen in einem mehrdimensionalen Vektorraum an. Mit dieser Methode identifiziert Netflix Gruppen von Titeln, die Gemeinsamkeiten aufweisen. Das Resultat sind Titel, die einem noch nicht veröffentlichtem Projekt ähneln.

Übersicht Netflix Titel nach Themen als Karte
Die Similarity-Maps erfassen Gemeinsamkeiten zwischen einzelnen Titeln wie etwa das Thema. | Bild: Netflix

Mit diesem Datengemisch werden anschließend die Inhaltskategorie und die zu erwartenden Zuschauerzahlen pro Land vorhergesagt. Netflix hat dafür die KI mit historischen Daten darauf trainiert, die jeweiligen Vorhersagen zu lernen.

Für die Vorhersage der Inhaltskategorien nutzt Netflix die Metadaten, Tags und menschliche Zusammenfassungen der Titel. Die Zusammenfassungen werden von Googles Sprach-KI BERT verarbeitet, die aus der natürlichen Sprache maschinenkompatible Repräsentationen macht.

Für die Vorhersage der Zuschauerzahlen nutzt Netflix zusätzlich zu den Metadaten, Tags und Zusammenfassungen noch Informationen über die jeweiligen Länder.

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Welche Serie oder Film erscheint bei Netflix? KI entscheidet mit

Die von der KI aufbereiteten Informationen sollen helfen, möglichst erfolgreiche Projekte zu entwickeln, schreibt Netflix. Darüber hinaus können die länderspezifischen Vorhersagen dazu führen, dass etwa ein Projekt, dessen primäres Publikum die KI in Spanien sieht, dort verstärkt beworben wird, und die entsprechende Lokalisierung priorisiert wird.

Wie erfolgreich diese KI-Vorhersagen bisher sind, verrät Netflix nicht. Doch die Bemühungen des Konzerns zeigen erneut, welch wichtige Rolle Künstliche Intelligenz in der Unterhaltungsbranche spielt. Neben den von YouTube, Spotify und anderen Services bekannten Empfehlungsalgorithmen setzt Netflix auch auf KI für personalisierte Werbung und tauscht etwa die Titelbilder von Serien je nach Vorlieben der Zielgruppe aus.

Natürlich besteht die Gefahr, dass die Möglichkeit, immer mehr von dem zu produzieren, was schon erfolgreich war, langfristig zum Schema-haften Widerkäuen bekannter Formate führt. Doch noch sind bei Netflix Menschen die letzten Entscheider über das Schicksal einzelner Projekte. Ob das so bleibt, liegt auch am Zuschauer.

Via: Netflix

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Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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