3D

Start-up zeigt VR-Monitor: VR-Effekt ohne klobige Brille

Start-up zeigt VR-Monitor: VR-Effekt ohne klobige Brille

Ein immersives Lichtfeld-Display soll Multi-Monitor-Set-ups ersetzen. Bleibt das Next-Gen-Office frei von VR-Brillen?

Barmak Heshmat, CEO und Co-Gründer des Start-ups Brelyon, will mit seinem Team ein Display bauen, das die Immersion von VR-Brillen und die Bildgenauigkeit moderner Monitore vereint. Gleichzeitig soll die Nutzung möglichst komfortabel sein. Heshmat stellt sein Konzept eines Lichtfeld-Monitors in einem Tedx Talk vor. Sein Unternehmen ist eine Ausgründung des MIT Media Lab.

Wie Lichtfeld-Technik Tiefenwahrnehmung erleichtern soll

Blicken wir aus kurzer Distanz auf ein Objekt, nimmt es jedes unserer Augen aus einem anderen Blickwinkel wahr. Das Gehirn verrechnet beide Bilder gegeneinander und stellt damit Größe und Entfernung des Objekts fest. Entfernt sich das Objekt, justieren die Augenmuskeln den jeweiligen Blickwinkel und der Fokus wandert in die Ferne.

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Diese Anpassung durch die Augenmuskeln kommt beim Blick auf den Monitor oder der 3D-Darstellung einer VR-Brille (Vergleich) nicht zustande. Das Auge blickt permanent auf ein flaches, nahes Display und fixiert dort eine zweidimensionale Ebene.

Entfernt sich ein Objekt im virtuellen Raum, nimmt es das Gehirn zwar als weiter weg wahr, das Auge reagiert aber nicht auf die simulierte Veränderung und justiert den Blickwinkel nicht nach.

Die Grafik zeigt den Blickwinkel der Augen zu einem entfernten Objekt.

Die Augenmuskulatur passt den Blickwinkel an, je weiter ein Objekt entfernt ist. | Bild: Brelyon

Dieser Konflikt zwischen Wahrnehmung und Sehmuskel kann zu Unwohlsein oder Kopfschmerzen führen. Lichtfeld-Technik soll dem menschlichen Auge eine natürlichere Sicht auf das Display ermöglichen. Sie liefert verschiedene Fokusebenen, wodurch das Betrachten von virtuellen Objekten in unterschiedlichen Entfernungen genauso natürlich abläuft wie beim Sehen in der Realität.

Verschiedene Start-ups versuchen, diese Technik in VR- oder AR-Brillen einzusetzen. Das Tech-Unternehmen Brelyon arbeitet hingegen an einem immersiven Monitor, der sowohl herkömmliche Bildschirme als auch VR- und AR-Brillen in bestimmten Anwendungsszenarien ersetzen könnte.

Brelyon-CEO stellt immersives Lichtfeld-Display vor

Heshmat stellt in seiner Präsentation ein großes Manko von VR- und AR-Brillen fest. Seiner Meinung nach wollen sich viele Menschen einfach kein Gerät vor das Gesicht schnallen.

"Stellen sie sich vor, sie tragen 6,5 Stunden lang einen 200 Gramm schweren Gegenstand auf ihrem Gesicht. Das ist wirklich anstrengend", so Heshmat. Ein immersiver Monitor biete deutlich mehr Komfort.

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Das Unternehmen gibt auf seiner Webseite an, dass sich ein Blick auf das kompakte Display anfühle, als schaue man auf eine 122 Zoll (circa 3 Meter) große Bildschirmdiagonale. Mit einem Display dieser Art könne man auf platzraubende Multi-Monitor-Set-ups verzichten.

Die immersiven Displays sollen ein Sichtfeld von 101 Grad liefern bei einer Auflösung von 4K bis 8K und einer "hohen" nicht näher spezifizierten Bildfrequenz. Der bereits konstruierte Prototyp biete ein surreales Erlebnis: Das Bild sei laut Heshmat ein "virtuelles Fenster in eine andere Welt". Mehr Details zu seinem Prototyp will Heshmat zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben.

Optische Komponente manipuliert das Licht

Diesen "surrealen Effekt" erreiche der Monitor, indem er ein Lichtfeld nachbilde. Die Lichtstrahlen würden vor dem Display zusammenlaufen und ein immersives Panorama-Bild erzeugen, bei dessen Betrachtung der Kopf frei bewegt werden kann für unterschiedliche Blickwinkel auf das Bild - ähnlich wie bei einer VR-Brille. Im Gegensatz zu herkömmlichen Displays soll es nicht zur oben beschriebenen Ermüdung der Augen kommen, weil die Augenmuskulatur wie in der Realität auf mehrere Tiefenebenen fokussieren kann.

Eine Beispielgrafik zeigt, wie Brelyons immersives Display aussehen könnte.

So könnte Brelyons immersives Display in der Praxis aussehen. | Bild: Brelyon

Damit das immersive Bild im richtigen Abstand zum Benutzer erscheint, platziert Brelyon eine optische Komponente vor ein LC- oder OLED-Display. Die manipuliert die vom Auge aufgenommene sphärische Wellenfront des ausgestrahlten Lichts und lässt so jeden Pixel noch mal weiter entfernt erscheinen, als er es tatsächlich ist.

B2B als Testphase für den Verbrauchermarkt

Vorerst will sich Brelyon auf den B2B-Markt konzentrieren. Als mögliche Anwendungsfelder nennt das Start-up neben Büroarbeit auch Gaming oder Teleoperation, also beispielsweise das Fernsteuern autonomer Fahrzeuge.

Prototyp eines immersiven Displays von Brelyon

Brelyons Prototyp wird während der Präsentation nur kurz gezeigt. | Bild: Brelyon

Dadurch will das Start-up erste Praxiserfahrung sammeln und im Erfolgsfall einen Start auf dem Verbrauchermarkt anstreben. Künftig will Brelyon weiter an der Effizienz und Lichtfeldtreue arbeiten und versuchen, die Displaytechnik in andere Geräte zu integrieren.

Titelbild: Brelyon, Quelle: IEEE Spectrum, TEDx Talks (YouTube)

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