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Forscher wollen mithilfe Künstlicher Intelligenz herausgefunden haben, wer die QAnon-Bewegung ins Leben rief.

Seit 2017 verbreiten eine oder mehrere Personen unter dem Pseudonym Q krude Verschwörungstheorien. Was in Gestalt obskurer Forenpostings begann, wuchs schnell zu einer nationalen Bewegung heran. Laut einer Umfrage vom März 2021 glauben 15 bis 20 Prozent der US-Bürger:innen an Qs Thesen einer demokratischen Elite, die hinter den Kulissen die Fäden zieht und Kinder entführt.

Wer die zwischen Oktober 2017 und Dezember 2020 veröffentlichten Nachrichten verfasst hat, ist nicht bekannt. Die Person hinter Q behauptete, ein hochrangiger Militär mit engem Kontakt zur Trump-Regierung zu sein. Zwei Forscherteams wollen nun unabhängig voneinander Belege für Qs wahre Urheber gefunden haben, schreibt die New York Times.

QAnons Anfänge

Demnach sei zuerst Paul Furber als Q in Erscheinung getreten. Furber ist ein südafrikanischer Software-Entwickler mit einem Faible für Verschwörungstheorien, der, wie sich später herausstellte, die anonymen Beiträge unter Gleichgesinnten bekannt machte und in den Anfangstagen so maßgeblich zu ihrer Verbreitung beitrug.

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Als Qs Postings immer mehr Gehör bekamen, habe der Trump-Unterstützer und Mitbetreiber des umstrittenen Internetforums 8chan (heute 8kun) Ron Watkins die Rolle Qs übernommen, heißt es. Ab Anfang 2018 wurden die Beiträge in dem berüchtigten Imageboard publiziert, was der Webseite rasant wachsende Besucherzahlen einbrachte.

Furber warf Watkins später vor, Qs Identität an sich gerissen zu haben. Watkins kandidiert derzeit für einen Sitz im US-Kongress. Seine Kampagne wird finanziert durch Spenden von QAnon-Anhängern.

Hohe Trefferwahrscheinlichkeit

Die beiden Forscherteams, bestehend aus Claude-Alain Roten und Lionel Pousaz vom Schweizer Start-up OrphAnalytics und den französischen Computerlinguisten Florian Cafiero und Jean-Baptiste, wollen unabhängig voneinander Belege für die Urheberschaft Qs gefunden haben.

Bei ihrer Untersuchung stützten sie sich auf Verfahren der Stilometrie, eine unter anderem in der Forensik eingesetzte Disziplin, die Sprachstile mit Mitteln der Mathematik und Statistik analysiert und vergleicht. Laut der New York Times kam bei beiden Studien maschinelles Lernen zum Einsatz, um Übereinstimmungen zwischen Qs Texten und den Texten vermuteter Autor:innen, einschließlich Paul Furber und Ron Watkins, zu finden.

Das Schweizer Team gibt die Genauigkeit ihrer Ergebnisse mit 93 Prozent an. Die französischen Forscher sind sich noch sicherer und gehen von 98 Prozent im Falle Furbers und 99 Prozent im Falle von Watkins' aus. Beide dementierten auf Anfrage der Zeitung, als Q in Erscheinung getreten zu sein.

Empfehlung

Experten: KI-Funde sind "überzeugend"

Die New York Times ließ die Befunde von zwei renommierten Stilometrie-Experten prüfen, die die Ergebnisse als glaubwürdig und überzeugend einstuften.

"Was wirklich stark ist, ist die Tatsache, dass beide unabhängigen Analysen das gleiche Gesamtmuster zeigten", sagt der Informatik-Professor Patrick Juola der Duquesne University. Juola deckte mit Mitteln der Stilometrie auf, dass die Harry-Potter-Autorin J.K. Rowling den Roman Cuckoo's Calling unter einem Pseudonym veröffentlichte.

Die Forscher sehen in ihren Befunden den ersten empirischen Beweis, dass Furber und Watkins hinter Q stecken und die Bewegung ins Leben riefen. Sie hoffen, dass die Entlarvung der Urheber hilft, den Bann des QAnon-Mythos zu brechen.

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