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KI bei der Bundeswehr und der BWI | DEEP MINDS #16

Promethean unterstützt Videospiel-Designer mit einem KI-Assistenten, der automatisch Szenen zusammenstellt im Stil des Designers. Jetzt zeigt das Start-up neue Features und eine Virtual-Reality-Version.

2018 entwickelte Andrew Maximov, ehemaliger Artdirector bei Naughty Dog, die Idee für Promethean AI, ein KI-System für die Gestaltung virtueller Welten. Benannt ist Promethean AI nach dem Titanen Prometheus – Schöpfer und Beschützer der Menschheit.

Für Maximov ist KI ein entscheidender Schritt, um die ständig steigenden Produktionskosten für Videospiele im Zaum zu halten. 2017 sagte er Produktionskosten von bis zu 200 Millionen US-Dollar für Triple-AAA-Titel voraus. Studios müssten dann sieben Millionen Exemplare verkaufen, um profitabel zu sein. Diese gigantische finanzielle Hürde sei ein Katalysator für die Ausbeutung der Angestellten und fragwürdiges Spieldesign wie Lootboxen.

Die Promethean KI soll Videospiel-Designern Zeit einsparen, indem sie repetitive Aufgaben automatisiert und mit intelligenten Vorschlägen und schnellen Prototypen die Gestaltung unterstützt. Im November 2018 stellte das Team sein Produkt erstmals der Öffentlichkeit vor. Nun gibt Promethean einen Einblick in den aktuellen Status der Software und einen Ausblick auf neue Funktionen.

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Automatischer Asset-Remixer

In der Promethean AI Keynote zeigt das Team zahlreiche Beispiele, wie mit dem KI-System und der Unreal Engine in Minuten visuell hochwertige Umgebungen entstehen, darunter Szenen wie ein idyllisches Holzhaus am Waldrand, eine moderne Wohnung oder eine Tankstelle.

Die Beispiele geben einen Einblick in den Arbeitsablauf mit Promethean: Über eine zentrale Konsole greift der Designer auf Assets zu, lässt sich gestalterische Alternativen anzeigen oder generiert ganze Teile einer Szene und bearbeitet sie nur nach, anstatt sie von Grund auf neu zu entwickeln.

Damit die KI in Promethean ihre Arbeit verrichten kann, müssen Designer ihre Asset-Bibliothek in die Software importieren. Die KI vergibt dann automatisch Tags und sortiert Objekte. Dafür greift Promethean auf verfügbare Metadaten und Bilderkennungs-Algorithmen zurück. Alle Informationen können per Hand angepasst werden.

Nachdem die Assets importiert wurden, können sie über die Konsole aufgerufen und platziert werden. Promethean kann außerdem Objekte in einer Szene auswählen, alternative Assets oder Materialien vorschlagen und reagiert auch auf Anfragen wie „Wähle etwas zu trinken aus“ oder „Zeige mir Früchte“. So müssten Künstler ihren kreativen Prozess nicht mehr durch ewiges Suchen in Objektbibliotheken unterbrechen, sagt das Start-up

Die Fähigkeit, Assets zu erkennen und Alternativen anzubieten, ist in der seit wenigen Tagen erhältlichen kostenlosen Variante von Promethean AI enthalten. Sie ist laut Maximov die Grundlage von Prometheans beeindruckenderen Funktionen.

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KI-Welten-Generator

Die fortgeschritteneren Funktionen des KI-Systems sind derzeit Prometheans zahlenden Kunden vorenthalten. Maximov spricht von Stufe 3 und 4: Die KI filtert Objekte je nach Kontext vor und kann sie selbstständig in Kompositionen positionieren.

Baut der Leveldesigner etwa eine Küche in einem bestimmten Stil, schlägt ihm Promethean passende Assets wie Kühlschränke, Geschirr oder Nahrungsmittel vor. In einer Garage filtert die KI für Metallschränke, Werkbänke, Autos oder Werkzeug. Dieser kontextbezogene Filter funktioniert auch für einzelne Objekte: Wählt der Künstler einen Schreibtisch aus, schlägt die KI Computer, Schreibmaschinen, Zeitschriften, Fotos oder ein Telefon vor.

Promethean kann außerdem Objekte zeitlich einordnen: Eine Schreibmaschine ist älter als ein Notebook, ein Smartphone neuer als ein Telefon mit Wählscheibe. Dadurch können Künstler sich ihre Vorschläge nach der gewünschten Epoche sortieren lassen und so noch schneller themenbezogene Umgebungen erstellen. Die kostenlose Version von Promethean soll diese Stufe-3-Fähigkeiten noch in diesem Jahr erhalten.

Stufe 4 geht einen Schritt weiter: Promethean setzt auf Wunsch selbstständig detaillierte Kompositionen zusammen. Ein Schreibtisch kommt mit Computer, Bilderrahmen, Zeitschriften, Telefon und Briefbeschwerer. Eine Werkbank ist voll gestellt mit ordentlich sortiertem Werkzeug.

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Promethean lernt solche Kompositionen von den Künstlern, die die Software nutzen. In einer Demo zeigt das Team, wie ein von einem Künstler erstellter Zeltplatz als Vorlage gespeichert wird. Promethean kopiert nicht einfach das exakte Layout – die KI lernt die semantische Struktur einer Szene: Es gibt Zelte, in denen bestimmte Gegenstände wie Wasserflaschen und Rucksäcke liegen. Vor dem Zelt stehen Stühle und ein Feuer lodert. Die Details dieser semantischen Struktur können von Nutzern angepasst werden.

Anschließend kann Promethean einen Zeltplatz generieren, der sich an die vorgegebene Struktur hält, aber jedes Mal anders aussieht. In der Demo klappt das schon ganz gut, nur hier und da gibt es unglücklich platzierte Assets wie ein Stuhl, der in einem anderen steht oder ein Rucksack, der durch eine Zeltwand schimmert. Solche Fehler können vom Leveldesigner schnell ausgebessert werden.

Der nächste logische Schritt ist die komplette Generierung digitaler Welten. Das Start-up bezeichnet dieses Entwicklungsziel als Stufe 5. Promethean würde so zu einem Transport-Vehikel, um virtuelle Besucher in jede erdenkliche Welt zu verfrachten – entsprechendes Training vorausgesetzt. Doch noch ist Promethean nicht so weit.

Asset-Browser, Kooperationstool & VR-Anwendung

Neben dem KI-Assistenten liefert Promethean einen umfangreichen Asset-Browser, in dem Nutzer alle importierten Objekte nach zahlreichen Kategorien und Darstellungsformen sortieren können, um das perfekte Asset für den jeweiligen Verwendungszweck zu finden.

Für die Kooperation innerhalb von Teams kommt Promethean mit dem sogenannten „Pallet“, eine Plattform, auf der Künstler Gruppen von Assets über die Cloud hoch- und herunterladen, Informationen teilen und Design-Vorlagen in Bild- oder Videoformat hinterlegen können.

Zum Abschluss der Keynote zeigt Maximov noch einen Prototyp von Prometheans KI für Virtual Reality. Dort richtet ein Künstler ein Büro per Sprachkommando ein, wechselt den Ausblick aus dem Fenster, die Epoche, ändert Tapeten, Computer und Poster an der Wand.

Das Interface wirkt abseits der Spracheingabe noch etwas klobig, aber ansonsten funktioniert das Leveldesign per Spracheingabe dank Prometheans Kontextverständnis schon erstaunlich gut. Ob und wann Promethean eine VR-Variante veröffentlichen will, verrät Maximov nicht.

Promethean AI unterstützt aktuell die Unreal Engine 4. Unterstützung für Maya, Blender und 3ds Max wird in Kürze nachgereicht.

Titelbild: Promethean

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Max ist leitender Redakteur bei THE DECODER. Als studierter Philosoph beschäftigt er sich mit dem Bewusstsein, KI und der Frage, ob Maschinen wirklich denken können oder nur so tun als ob.
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