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Ein Start-up für autonomes Fahren stellt einen neuen Lidar-Sensor vor, mit dem es neue Standards setzen will. Was kann AEyes 4 Sight M-Sensor?

Lidar-Sensoren gelten bei vielen Experten als unverzichtbarer Baustein in der Bewegungserkennung autonom fahrender Autos. Bislang trieben sie allerdings auch den Preis der Systeme in die Höhe. Ein Kritikpunkt, den Elon Musk immer wieder aufgreift. Der bekennende Lidar-Gegner prophezeite schon 2019 auf einem Tesla-Event jedem den Untergang, der sich auf Lidar verlässt. Bei Tesla ist man der Meinung, der Sensor umgehe grundlegende Probleme der visuellen Erkennung.

Musk und seine Ingenieure setzen beim Tesla-Autopiloten stattdessen auf reine Kamerasysteme. Deren Technik sei ausgereifter und preiswerter. Auch das israelische Unternehmen Mobileye setzte lange Zeit auf ein komplexes Kamerasystem. Mittlerweile nutzt die Intel-Tochter allerdings eine Reihe von Sensoren zur Unterstützung seiner Computer Vision. Vor Kurzem stellte Mobileye einen neuen Lidar-Sensor vor, der durch Silizium-Photonik als System-on-a-Chip (SoC) hergestellt wird. Die Reichweite soll die herkömmlicher Lidars verdoppeln und etwa 200 Meter erreichen.

Das kalifornische Start-up AEye vermeldet nun einen weiteren Durchbruch in der Lidar-Forschung. Ein neu entwickelter Sensor soll Objekte in bis zu 1.000 Metern Entfernung erkennen und leistungsstärker und preiswerter als alle anderen Sensoren am Markt sein.

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AEye setzt neuen Lidar-Standard für autonomes Fahren

Lidar steht für „Light Detection and Ranging“. Die Sensoren werden beim autonomen Fahren genutzt, um die Umgebung schnell und detailliert zu scannen. Dabei werden Lichtstrahlen ausgesendet, die von Objekten gestreut und von einem Detektor wieder aufgenommen werden.

Dadurch wird das ausgeworfene Licht gemessen und das KI-System errechnet Entfernung und Geschwindigkeit von Objekten in der Umgebung des Fahrzeugs.

In einer Pressemitteilung stellt AEye seinen „iDAR 4 Sight M-Sensor“ als „neuen Lidar-Standard für Reichweite, Auflösung und Geschwindigkeit“ vor. Bei einer Vielzahl von Fahrzeugtypen soll eine Reichweite von mehr als 1.000 Metern erreicht werden.

Dabei soll AEyes iDAR stabil mit einer Abtastrate von 10 Hz, also zehn Bildern pro Sekunde, arbeiten. Damit erreiche AEyes Sensor die vierfache Reichweite und fünffache Anzahl von Erkennungen im Vergleich zu herkömmlichen Lidars. Im gesamten Sichtbereich (FOV) seien Scanraten von 10 Hz bis über 200 Hz möglich.

AEye iDAR: Weniger Datenmengen durch intelligente Scans

Durch eine ultrahohe Auflösung von 1.600 Punkten pro Quadratgrad auf jedem Objekt im FOV könnten auch kleinste Bedrohungen schnell und genau identifiziert werden. Bei der Montage hinter Oberflächen wie der Windschutzscheibe würde die Leistung weniger als zehn Prozent einbüßen.

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Zudem soll der 4 Sight M-Sensor intelligent Daten sammeln. Bei autonomen Fahrsystemen fallen während der Umgebungserfassung riesige Datenmengen an. Volkswagen vermeldete kürzlich, bei der Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen und der Technologie für autonomes Fahren täglich Petabytes an Verkehrsdaten verarbeiten zu müssen.

Deshalb arbeitet VW mit Microsoft an einer Cloud-Plattform, bei der der leistungsstarke Cloud-Computing-Dienst Azure zu Einsatz kommen soll. AEye gibt an, dass der neue Lidar eine komplette Szene scanne, sich aber auf „das Wesentliche“ konzentriere. Herkömmliche Lidars würden hingegen passiv Daten sammeln. Der 4 Sight M-Sensor erreiche somit ein höheres Maß an Funktionalität und Leistung.

Unabhängige Tests bestätigen die Leistung von AEyes Lidar

AEyes Lidar-Sensor wurde von einer unabhängigen Forschungseinrichtung unter die Lupe genommen. VSI Labs prüft seit 2014 automatisierte Fahrzeugtechnologien von Start-ups und etablierten Autoherstellern und hat nach eigenen Angaben bereits Tausende von Produkten von über 800 Unternehmen inspiziert.

Eine Grafik zeigt die Leistungsveränderung des AEye-Lidar-Sensors vor und hinter einer Windschutzscheibe.
AEyes Lidar-Sensor verliert kaum an Leistung, wenn er hinter einer Windschutzscheibe platziert wird. | Bild: AEye

Aus dem veröffentlichten Forschungspapier geht hervor, dass AEye nicht übertreibt. VSI-Chef Phil Magney attestiert dem Sensor beeindruckende Testergebnisse: „Wir haben die LiDAR-Leistungstests überwacht und verifiziert, dass im Reichweitentest zwei Fahrzeuge auf über 1.000 Meter eindeutig identifizierbar und sichtbar waren, mit jeweils Dutzenden von Erkennungen.“

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VSI könne auch die angegebenen Auflösungswerte und Scanraten von mehr als 200 Hz verifizieren. Platziere man den 4Sight M-Sensor hinter einer Windschutzscheibe bei beliebigem Einfallswinkel, würde die Leistung nicht wesentlich beeinträchtigt, so Magney.

AEye stellt ein virtuelles Demosystem namens Raptor zur Verfügung. Qualifizierte Interessenten können dort mit einem AEye-Ingenieur eine interaktive virtuelle Testfahrt in Echtzeit erleben.

Titelbild & Quelle: AEye

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Josef schreibt für THE DECODER über Robotik, autonomes Fahren, vernetzte Städte und smarte Geräte. Träumt von einem Smart Home, in dem sämtliche Sprachassistenten friedlich koexistieren.
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