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Podcast über Künstliche Intelligenz und Wissenschaft
KI bei der Bundeswehr und der BWI | DEEP MINDS #16

Rund ein Jahr nach ihrem beruflichen Ende bei Google ist die KI-Forscherin Timnit Gebru zurück - und hat offenbar mächtig Wut im Bauch. Sie fordert Regierungen auf, sich Big Tech bei der KI-Entwicklung entgegenzustellen.

Vor wenigen Tagen gab Gebru die Gründung ihres KI-Instituts DAIR bekannt, das durch Stiftungen unterstützt abseits der finanziellen Zwänge kommerzieller KI-Forschung und -Entwicklung operieren soll. Speziell die Positionen von Minderheiten im KI-Kontext will Gebru bei DAIR berücksichtigen.

Gebru verließ Google nach internen Streitigkeiten über eine Forschungsarbeit (Über die Gefahren von stochastischen Papageien: Können Sprachmodelle zu groß sein?), die sich mit Diskriminierung durch große KI-Sprachmodelle befasst. Google-Manager:innen wollten eine Veröffentlichung der Arbeit verhindern - laut Google wegen nicht erfüllter qualitativer Standards bei der wissenschaftlichen Recherche.

Gebru lässt kein gutes Haar an Google

Gebru hingegen ist davon überzeugt, dass Google die eigenen Kerngeschäfte Suche und Werbung vor Kritik schützen wollte und daher die Arbeit blockierte. Große KI-Modelle wie BERT sind grundlegend für Googles Geschäftsmodell.

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Laut Google ging Gebru freiwillig. Gebru gibt an, auf "eine der respektlosesten Arten, die ich mir vorstellen konnte", gefeuert worden zu sein.

"Dank der Organisation durch ehemalige und derzeitige Google-Mitarbeiter und viele andere ist es Google nicht gelungen, meine Arbeit oder meinen Ruf in den Schmutz zu ziehen, obwohl sie es versucht haben", schreibt Gebru heute in einem Meinungsbeitrag für The Guardian.

Die "unkontrollierten Fehlinformationen, Hassreden und 'alternativen Fakten' in den sozialen Medien" seien verheerend, so Gebru, dies gelte für Facebook ebenso wie für YouTube, Twitter, TikTok, Telegram oder Clubhouse, die weniger in der Kritik stünden. "Als ich einen Artikel schrieb, in dem ich die Gefahren von Modellen beschrieb, die mit Daten von diesen Plattformen trainiert wurden, wurde ich von Google gefeuert", schreibt Gebru.

KI-Entwicklung: Gebru will Big Tech entmachten

Als wirksamste Maßnahmen gegen den unsicheren Einsatz von Künstlicher Intelligenz sieht Gebru den Arbeitnehmerschutz und kartellrechtliche Regulierungen. Die Macht der Unternehmen, die KI entwickelten, müsse eingeschränkt werden und die Gruppen, die sich gegen potenzielle KI-Schäden und die Praktiken dieser Unternehmen auflehnen, müssten gestärkt werden.

"Wenn Arbeitnehmer Macht haben, schafft dies eine Kontrollinstanz für die Tech-Milliardäre, deren launenhafte Entscheidungen zunehmend die ganze Welt beeinflussen", schreibt Gebru.

Empfehlung

Die Tech-Monopole würden auch außerhalb von Big Tech stattfinden, da "dieselben großen Tech-Führer" auch philanthropische Organisationen führten und die Agenda der Regierung für die Zukunft der KI-Forschung kontrollierten.

"Um eine echte gegenseitige Kontrolle zu gewährleisten, sollten nicht dieselben Personen die Agenden von Big Tech, Forschung, Regierung und dem gemeinnützigen Sektor bestimmen", schreibt Gebru.

Geld vom Staat: Gebru fordert Alternativen zu Big Tech

Regierungen weltweit müssten stattdessen in Gemeinschaften investieren, die Technologien entwickeln, die ihnen tatsächlich zugutekommen, anstatt den Vorgaben von Big Tech oder dem Militär zu folgen.

Innovation würde insbesondere dadurch behindert, dass einige wenige Menschen schädliche Technologien entwickelten und so die Energie und Ressourcen der Menschen binden würden, die versuchten, diesen Schaden einzudämmen, anstatt ihre eigene Vision der Zukunft umzusetzen.

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"Wir brauchen eine unabhängige staatliche Finanzierungsquelle, um unabhängige KI-Forschungsinstitute zu fördern, die eine Alternative zur geballten Macht einiger weniger großer Technologieunternehmen und der mit ihnen eng verflochtenen Eliteuniversitäten darstellen können", fordert Gebru.

Nur durch neue Anreizstrukturen könne die KI-Entwicklung in Bahnen gelenkt werden, in der sie nicht den finanziellen Interessen "einer Handvoll Konzerne" diene oder dem Versuch, "mehr Menschen effizienter zu töten".

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Quellen
Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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