Farming Simulator VR im Test: Die Quest-Version reicht nicht an das Original heran

Nach dem erfolgreichen Release von LS25 im November 2024 geht nun eine Quest-exklusive VR-Fassung an den Start. Ob die ihr Geld wert ist, verrät der Test.
Seit dem 14. April 2008 gibt es den Landwirtschafts-Simulator nun schon. Knapp 17 lange Jahre also, in denen sich die Franchise vom Sim-Fan-Liebling zur Millionen-Seller-Marke gemausert hat. Geht es nach den letzten Zahlen von Entwickler Giants Software, sind plattformübergreifend mittlerweile mehr als 40 Millionen Exemplare der Reihe verkauft worden. Allein drei Millionen davon entfallen auf den am 12. November 2024 veröffentlichten Landwirtschafts-Simulator 25.
Dass Giants Software hart daran arbeitet, die Marke weiterzuentwickeln, merkt man in vielen Bereichen. Sei es nun die Hausmesse FarmCon, die von Jahr zu Jahr populärer wird, die Existenz von eigenem für das Spiel entwickeltem Zubehör oder die Tatsache, dass es seit nunmehr acht Ausgaben ein eigenes Magazin zum Spiel gibt – der LS liegt weiter voll im Trend.
Mit dem am 28. Februar 2025 erschienen Farming Simulator VR wollen die Macher die Marke nun auch im kontinuierlich wachsenden Universum der Meta-Quest-Brillen etablieren.
Inhalt
Farming Simulator VR im Test: Das wichtigste kompakt
In Farming Simulator VR verwaltet ihr einen kleinen Bauernhof und verdient Geld, indem ihr eure Felder bewirtschaftet und ein halbes Dutzend Pflanzen in einem Gewächshaus hochzieht und anschließend gewinnbringend verkauft. Nach getaner Feldarbeit müssen die Maschinen nicht nur gereinigt und getankt, sondern bei Bedarf auch in einer Werkstatt instand gesetzt werden.

In den ersten Stunden ist der Farming Simulator VR ein durchaus spaßiger Zeitvertreib. Auf lange Sicht mangelt es jedoch an Umfang, spielerischer Abwechslung und Langzeitmotivation.
- Wertung: 3 von 5 Sternen
- Getestet auf: Meta Quest 3S
- Verfügbar auf: Meta Quest 2, Meta Quest 3, Meta Quest 3S, Meta Quest Pro
Farming Simulator VR ist für euch geeignet, wenn ihr…
- nach einer neuen Spielerfahrung im LS-Universum sucht
- gern Fahrzeuge repariert, reinigt und Arbeit im Gewächshaus verrichtet
- schon immer mal in VR im Cockpit echter Traktoren und Mähdrescher sitzen wolltet
Farming Simulator VR ist für euch weniger geeignet, wenn…
- ihr eine inhaltlich gleichwertige Umsetzung des Hauptspiels erwartet,
- euch LS-Tätigkeiten wie Viehzucht und Forstwirtschaft besonders wichtig sind,
- ihr gehofft hattet, im Cockpit der Maschinen wirklich jeden Schalter betätigen zu können
Inhaltlich deutlich abgespeckt
Schon beim Direktvergleich der Installationgrößen des Landwirtschafts-Simulator 25 und des Farming Simulator VR fällt auf: Während der LS25 knapp 45 GB voraussetzt, begnügt sich die VR-Auskopplung mit nur 2,47 GB. Hauptgrund für diesen eklatanten Unterschied ist die Tatsache, dass der zu bewirtschaftende Hof im Farming Simulator VR wesentlich kleiner ausfällt und letztlich nur aus einer Handvoll in sich abgeschlossener Bereiche besteht.
Los geht’s mit dem Garten. Hier parken die von mir freigeschalteten Vehikel nach getaner Feldarbeit und warten darauf, wieder vollgetankt und gereinigt zu werden. Beides muss ich – VR-typisch – händisch erledigen. Um beispielsweise die Spritreserven meines Traktors aufzufüllen, schnappe ich mir die Zapfpistole, laufe zum Tank der Maschine, schraube diesen auf, führe die Pistole in den Einfüllstutzen und drücke den Trigger.

Anfangs findet ihr die verschmutzten Stellen noch problemlos. Knifflig sind die letzten zehn Prozent. | Bild: Giants Software / Mixed
Das Reinigen der Maschinen erinnert dagegen stark an das Gameplay aus dem Powerwash Simulator VR. Mit der wahlweise ein- oder beidhändig geführten Spritzpistole nähere ich mich dem geparkten Maschinenriesen und verpasse ihm eine ordentliche Hochdruckdusche. Je effektiver ich dabei vorgehe, desto schneller sinkt die über dem Fahrzeug eingeblendete Verschmutzungsanzeige.
Akribisches Vorgehen ist in jedem Fall wichtig, denn der Schmutz sitzt überall. Bei Mähdreschern muss ich teils auch oben auf das Fahrzeug klettern, um alle verdreckten Stellen zu lokalisieren. Letzteres ist streckenweise eine ziemliche Sisyphusarbeit, da ein zuschaltbares Overlay fehlt, das auf noch nicht gereinigte Bereiche hinweist.
Ist die Arbeit getan, kann ich mich in diesem Bereich des Bauernhofs noch mit dem Werfen einiger Basketball-Körbe entspannen. Einen spielerischen Nutzen hat dies jedoch nicht. Ein weiteres interessantes Detail ist der dynamische Tag-/Nachtzyklus. Da dieser im Farming Simulator VR recht schnell abläuft, kommt es häufig vor, dass ich zum Beispiel am Nachmittag mit der Fahrzeugreinigung beginne, aber erst mitten in der Nacht fertig werde, wenn der Mond schon hoch am Himmel steht.
Erst reparieren, dann grubbern
Unweit entfernt des Gartens befindet sich außerdem die Garage. Hier dreht sich spielerisch alles darum, defekte Maschinen aus meinem Fundus wieder instand zu setzen. Hat beispielsweise ein Traktor einen platten Reifen, lockere ich zunächst einmal die Muttern rund um die Radnabe mit einem wuchtigen Ratschenschlüssel. Bevor ich dann die Achse mit Hilfe eines Hochleistungs-Wagenhebers aufbocken kann, sichere ich die intakten Reifen auf der gegenüberliegenden Seite ab, indem ich Radunterleger darunter schiebe.
Befindet sich der zu tauschende Reifen dann in erhöhter Position, nehme ich mir den Schlagschrauber vom beweglichen Werkzeugtisch und entferne sämtliche Muttern. Im letzten Schritt gilt es, einen Reifenwagen unter das zu wechselnde Rad zu schieben und dieses in den blau gekennzeichneten Reparaturbereich der Garage zu wuchten, wo der Austausch automatisch erfolgt. Anschließend wieder alles anmontieren, die Gerätschaften entfernen und weiter geht’s mit der Feldarbeit.

Auf Knopfdruck lassen sich alle interaktiven Elemente einer Maschine einblenden. | Bild: Giants Software / Mixed
Nett gemacht: Damit wohlige Werkstattatmosphäre aufkommt, kann ich – wie in allen Bereichen des Spiels – ein Radio einschalten, das dann für passende Hintergrundmusik sorgt. Alles in allem wurde das Werkstatt-Gameplay brauchbar umgesetzt. Das Lockern der Muttern am Traktorvorderreifen mit dem Ratschenschlüssel entpuppte sich im Test jedoch als etwas unpräzise. Vor allem anfangs plumpste mir das Werkzeug ständig zu Boden, obwohl ich es eigentlich richtig positioniert hatte. Mit einer gesunden Portion Geduld und Ruhe klappt es dann allerdings immer besser und wird zur Routine.
Feldarbeit in VR
Ist ein Fahrzeug wieder einsatzbereit, kann ich es mit meinem jederzeit per Optionstaste abrufbaren Tablet zu einem der später insgesamt drei Felder schicken. Wechsele ich nun über die Kartenfunktion des Tablets zum entsprechenden Feld, sitze ich direkt im Cockpit der entsprechenden Maschine und kann mit der Arbeit beginnen. Hierzu zählen serientypische Tätigkeiten wie das Grubbern, das Aussäen von Saatgut wie Weizen und Sojabohnen, das Abernten mit dem Mähdrescher und einiges andere mehr.
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Wie genau all das im Detail funktioniert, erfahre ich – genau wie bei anderen Aktivitäten des Spiels – in einem umfangreichen, recht gut gemachten Tutorial. Dass die dazugehörige Sprachausgabe nur auf Englisch mit deutschen Untertiteln erfolgt, ist dagegen weniger erfreulich. Vor allem, da das Spiel ja von einem deutschsprachigen Entwickler stammt und die LS-Marke in hiesigen Gefilden überaus populär ist.

Das Cockpit-Feeling gefällt. Leider sind viele Elemente gar nicht bedienbar. | Bild: Giants Software / Mixed
Wer beim Farming Simulator VR auf komplett interaktive Fahrzeug-Cockpits im Stil eines Microsoft Flight Simulator 2024 gehofft hatte, wird ebenfalls etwas enttäuscht. Viel mehr ist es so, dass die Entwickler nur ausgewählte, für das Gameplay wichtige Schalter, Hebel und Tasten blau umranden, sprich interaktiv gestalten. Hierzu zählen im Falle des Traktors zum Beispiel der Zündschlüssel, das Lenkrad, der Lichtschalter, das Radio und der Hebel, um die hinten angehängte Maschine anzuheben bzw. abzusenken.
Nicht interagieren kann ich hingegen mit Dingen wie der Belüftung, dem Fenster, dem Ein-/Ausschalter für die Scheibenwischen oder dem Bord-Display. Keine Frage: Giants will VR-Neueinsteiger hier nicht überfordern. Langjährige LS-Enthusiasten hätten sich jedoch zweifelsohne noch deutlich interaktivere Cockpits gewünscht.
Bedingt durch die technischen Begrenzungen der Quest-Hardware fühlt sich auch das Gameplay auf dem Feld eingeschränkt an. Erwartet also nicht, dass die Räder eurer Fahrzeuge Furchen im Boden hinterlassen, Tornados euch einen Strich durch die Ernte-Rechnung machen oder plötzlich Regen einsetzt, die Felder matschig macht und sich dadurch die Traktion verschlechtert.
Pflanzenzucht im Gewächshaus
Bin ich nicht gerade am Reinigen bzw. Reparieren von Fahrzeugen respektive Bewirtschaften von Feldern, kann ich im Farming Simulator VR noch mein Gärtnerei-Talent in einem kleinen gemütlichen Gewächshaus unter Beweis stellen. In sechs Gewächskästen aus Holz darf ich dort Erdbeeren und Tomaten, Salat und Radieschen sowie Kürbisse und Auberginen anbauen.

Mit diesem 1499 Dollar teuren Gartenschlauch samt Spritzpistole sind die sprießenden Pflanzen im Gewächshaus im Handumdrehen gegossen. | Bild: Giants Software / Mixed
Spielerisch ist dabei wie gehabt jede Menge Handarbeit gefragt. So müssen anfangs die zunächst beim Tablet-Händler gekauften Samen in die Erde gestreut und bewässert werden. Dazu stelle ich die Gießkanne unter den Wasserhahn, drehe ihn auf, warte, bis der Behälter ausreichend gefüllt ist und verrichte dann mein Petrus-Werk. Sobald die Samen zu wachsen beginnen, muss ich Unkraut jäten, damit dieses den Setzlingen nicht das Wasser wegnimmt. Sind Radieschen und Co. dann fertig gereift, muss ich sie händisch pflücken, in Kisten legen, diese zu einem Verkaufsterminal tragen und die Waren per Knopfdruck verhökern.
Auch hier gilt: Vor allem anfangs macht all das durchaus Laune. Durch Upgrades wie einen Gartenschlauch, zusätzliche Kisten usw. kann ich viele Tätigkeiten zudem ordentlich beschleunigen. Bedingt durch das recht eingeschränkte Progressionssystem fehlt auf lange Sicht aber die Langzeitmotivation. Ein weiteres freischaltbares Gewächshaus mit zusätzlichen Pflanzenarten fehlt beispielsweise komplett.
Gleiches gilt für die anderen Bereiche meines kleinen Bauernhofs. Zwar kann ich durch mein verdientes Geld noch das Feld „Gewaltige Ernte“ im Westen sowie das Feld „Zeitlose Gewässer“ im Süden freischalten und obendrein meinen Fuhrpark und mein Werkzeug etwas aufrüsten. Dass mein Hof samt Umland – wie im Hauptspiel – kontinuierlich wächst und ich später Zugriff auf mehrere Hundert Maschinen habe, ist hier aber nicht der Fall. Schade zudem, dass es letztlich nur ein Szenario gibt.
Fazit zum Farming Simulator VR
In den ersten Stunden ist der Farming Simulator VR ein durchaus spaßiger Zeitvertreib. Die VR-Interaktionen sind nett gemacht, die wenigen Maschinen sind ordentlich modelliert, die Musik geht gut ins Ohr und auch Erfolge ploppen immer wieder auf. Kurz gesagt: Ein netter VR-Appetithappen für angehende LS-Fans.

Nettes Easter Egg: In der Lounge im ersten Stock der Werkstatt findet ihr die Packung des LS15. | Bild: Giants Software / Mixed
Wer jedoch in den letzten Jahren viel Zeit mit den zahlreichen Spielen der Franchise verbracht hat, wird schnell erkennen, dass es hier an allen Ecken und Enden an Content mangelt. Viehzucht-Gameplay gibt es beispielsweise ebenso wenig wie die Möglichkeit, Geld mit Forstwirtschaft zu verdienen.
Eine Asia-Karte wie im LS25, auf der ich zum Beispiel Reis anbauen kann und dazu passende Maschinen freischalte? Ebenfalls nicht vorhanden. Erschwerend kommt hinzu, dass die hier gebotene Karte ziemlich winzig ausfällt und man bereits nach wenigen Stunden so gut wie nichts mehr Neues entdeckt.
Persönlich hoffe ich, dass Giants das hier Gelernte nutzt, um dem LS25 noch in diesem Jahr ein vollwertiges VR-Update zu verpassen. Das ein solcher Weg bei der Community sehr gut ankommt, zeigen Spiele wie No Man's Sky oder Resident Evil 4.
Hier könnt ihr die Farming Simulator VR kaufen:
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