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Hinter den viralen TikTok-Deepfakes von Tom Cruise steckt der belgische Visual-Effects-Spezialist Chris Umé. Er sorgt sich nicht vor einer Deepfake-Schwemme - und lockt den echten Tom Cruise auf TikTok.

Im Februar gingen die Deepfake-Videos von "Deeptomcruise" bei TikTok viral: Sie wirken so realistisch, dass man nur bei genauem Hinsehen erkennt, dass nicht der echte Tom Cruise in die Smartphone-Kamera spricht.

Hinter Deeptomcruise steckt der belgische Visual-Effects-Spezialist Chris Umé, der sich jetzt zu seiner Arbeit und den mit ihr verbundenen Bedenken äußert: Er sieht vorerst keine Deepfake-Zukunft, in der jeder nach Belieben das Gesicht anderer Menschen aufsetzen kann. Jeder seiner Deepfake-Clips von Tom Cruise sei über Wochen in Bearbeitung gewesen.

"Man kann das nicht mit einem Knopfdruck machen", sagt Umé zu The Verge. "Das ist wichtig, ich will, dass die Leute es erfahren."

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Hoher Produktionsaufwand für glaubwürdige Deepfakes

Umé arbeitet laut eigenen Angaben schon seit Jahren mit Deepfakes. Für sein bislang überzeugendstes Werk wandte er zusätzlich einen sehr realen Trick an: Er spannte den Tom Cruise-Doppelgänger Miles Fisher für seine Clips ein, der dem realen Tom Cruise ohnehin zum Verwechseln ähnlich sieht. Das erleichterte dem Deepfake-Algorithmus die Arbeit.

Für seine Deepfakes verwendet Umé die gängige Open Source Deepfake-Software DeepFaceLab in Kombination mit professionellen Visual-Effects-Werkzeugen, um typische visuelle Fehler im Deepfake zu verbergen.

Rund zwei Monate trainierte Umé den Basis-Algorithmus mit Aufnahmen von Tom Cruise, bevor er ihn auf das Gesicht von Miles anwandte. Das KI-Training lief auf zwei Profi-Grafikkarten von Nvidia (RTX 8000). Anschließend ging er jeden Clip Bild für Bild durch und besserte Fehler aus.

Besonders schwierig ist es laut Umé, den Deepfake lebendig aussehen zu lassen. In einem Video zeigt er den Entstehungsprozess.

Der echte Tom Cruise legt einen TikTok-Account an

Aufgrund der hohen Resonanz auf die Clips bekam Umé wohl kalte Füße und entfernte die Cruise-Fakes kurzzeitig aus seinem Account - obwohl sie laut TikTok als Parodie-Inhalt im Einklang stehen mit den Nutzungsbedingungen.

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Umé änderte seine Meinung, mittlerweile sind die Videos wieder verfügbar. Er habe Aufmerksamkeit auf die technischen Möglichkeiten und sein Deepfake-Know-how lenken und nicht die Öffentlichkeit täuschen wollen, sagt Umé. Seine Auftragsbücher, dafür muss man kein Orakel sein, dürften vorerst gut gefüllt sein.

Der Spezialeffekte-Profi sorgt sich nicht um eine Zukunft voller Fake-Videos: Er geht davon aus, dass sich Menschen an Deepfakes gewöhnen - so wie an die Existenz von mit Photoshop bearbeiteten Bildern. Die Erwartungen an die Authentizität von Videos würden sich mit der zunehmenden Verbreitung von Deepfakes in der Medienlandschaft justieren.

"Es ist wie mit Photoshop vor 20 Jahren, die Leute wussten nicht, was Fotobearbeitung ist, und jetzt wissen sie von diesen Fälschungen", sagt Umé. Die Bedeutung von Deepfakes für die Zukunft der Medien stellt er nicht in Frage: "Deepfakes werden bleiben. Jeder glaubt daran."

Eine unmittelbare Konsequenz hatten Umés glaubhafte Deepfakes bereits: Der echte Tom Cruise ist jetzt mit einem verifizierten Account bei TikTok. Das dürfte die Reaktion des Schauspielers auf seinen deepen Doppelgänger sein. Videos hat er noch nicht veröffentlicht.

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Josef schreibt für THE DECODER über Robotik, autonomes Fahren, vernetzte Städte und smarte Geräte. Träumt von einem Smart Home, in dem sämtliche Sprachassistenten friedlich koexistieren.
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