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Decagear: Alle Infos zur Highend-PC-VR-Brille

Decagear: Alle Infos zur Highend-PC-VR-Brille
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15. November 2021:

Die VR-Brille verspätet sich wegen Chipmangels um ein ganzes Jahr auf Ende 2022. Außerdem drohen signifikant höhere Produktionskosten. Das Start-up will deshalb für die Fertigung mit Drittherstellern zusammenarbeiten. Weitere Informationen folgen in Kürze.

Der Artikel wurde angepasst.

Die Decagear 1 soll eine Highend-VR-Brille zum niedrigen Preis werden und den PC-VR-Markt damit gehörig aufmischen. Wir haben alle Infos zur neuen VR-Brille zusammengetragen.

Mitte Oktober 2020 trat das Start-up Megadodo an die Öffentlichkeit und kündigte die PC-VR-Brille Decagear an: Das System bietet ein superscharfes Display, fortschrittliche VR-Controller, Gesichtserfassung und einen Hüfttracker. Das alles zu einem Preis von gerade mal 450 US-Dollar. Was wissen wir alles über die PC-VR-Brille?

Hinweis: Die hier gesammelten Informationen stammen direkt vom Hersteller oder aus Interviews (siehe Quellen). Auf direkte Nachfragen von uns reagierte der Hersteller nicht. Bitte beachtet, dass sich die technischen Eigenschaften und das Datum des Marktstarts ändern können.

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Welche Technik steckt in der Decagear 1?

Die VR-Brille hat zwei LC-Displays mit einer Auflösung von 2.160 x 2.160 Bildpunkten pro Auge verbaut, die einem PPI-Wert von 1058 entsprechen. Die Bildwiederholrate beträgt 90 Hertz. Da die Spezifikationen ähnlich sind, könnte es sich um das gleiche Display handeln, das in der HP Reverb G2 (Tests) zum Einsatz kommt.

Der Linsenabstand lässt sich für maximalen Sehkomfort anpassen, der einstellbare Abstand bewegt sich zwischen 62 und 72 Millimeter. Die diagonale Sichtfeldweite soll dank selbst gefertigter Linsen 120 Grad oder mehr betragen.

Die VR-Brille erfasst mittels vier integrierter Trackingkameras räumliche Bewegungen des Kopfes und der Controller. Zwei weitere Kameras sind an der Innen- und Unterseite der VR-Brille untergebracht: Die erste filmt die Stirn- und Augenpartie, die andere den Kinnbereich. Eine KI-Software analysiert die Videofeeds und leitet die Mimik her, die anschließend auf VR-Avatare übertragen werden kann.

Die Lautsprecher sind in die Bügel der Kopfhalterung integriert, alternativ kann man über einen Klinkenanschluss eigene Kopfhörer anschließen. Das Gesichtspolster haftet wie bei der HP Reverb G2 und Valve Index (Test) dank eines Magnets am Gehäuse und kann bei Bedarf entfernt werden.

Die VR-Brille wird mit per Displayport und einem USB-3-Kabel an den PC angeschlossen. Über ein separat erhältliches Drahtlosmodul kann man PC-VR-Spiele in die Decagear streamen. Das Kabel fällt in diesem Fall weg.

Was ist im Lieferumfang enthalten?

Im Lieferumfang enthalten sind die VR-Brille, zwei VR-Controller und der Hüfttracker DecaMove. Das Drahtlosmodul DecaAir muss man separat erwerben.

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Die Deca-Hardware auf einen Blick: Neben der Brille sind zwei Controller und ein Bewegungstracker für die Hüfte enthalten. | Bild: Megadodo

Welches Tracking nutzt Decagear?

Decagear setzt auf ein selbst entwickeltes Inside-Out-Tracking mittels vier integrierter Kameras. Externe Trackingstationen fallen somit weg.

Die Trackingkameras befinden sich an den äußeren vier Ecken des Gehäuses ähnlich wie bei Oculus Quest und sollen frontal 225 Grad abdecken. Die Raumpositionen werden von einem internen Chip berechnet und an den Computer gesandt.

Ganzkörpertracking wird via separat erhältlicher Vive Tracker unterstützt. Der Hüfttracker ist in erster Linie für eine bessere Fortbewegung in VR gedacht (siehe unten).

Was für Controller bietet die Decagear-VR-Brille?

Die ersten Versionen der Handcontroller waren eine Mischung aus Oculus Touch und Valves Index Controllern. Sie bieten einen Analogstick mit zwei Knöpfen sowie eine Menü- und Triggertaste. Der Trackingring zeigt wie bei Oculus Touch nach oben. Der Griff samt Halterung erinnert hingegen an Valves VR-Controller. Dank der Halterung kann man die Hand öffnen, ohne dass die Controller auf den Boden fallen. Das soll für mehr Spielkomfort und realistischere Handinteraktionen wie Greifen und Werfen sorgen.

Die Deca-Controller haben 96 kapazitive Sensoren für präzises Fingertracking verbaut, erfassen die Druckintensität und sind wie die Index-Controller mit SteamVR-Spielen kompatibel, die Fünf-Finger-Tracking unterstützen. Geladen werden die Geräte per USB-C. Sie halten sechs bis sieben Stunden, der Ladevorgang dauert eine Stunde.

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Das erste Controller-Design sah aus wie Oculus Touch mit dem Funktionsumfang von Valves Index Controllern. | Bild: Megadodo

Ende September 2021 zeigt Megadodo ein überarbeitetes Controller-Design für Decagear. Die neuen VR-Controller verzichten auf die auffälligen Trackingringe des vorherigen Designs und wie man sie von Oculus Touch kennt. Stattdessen könnte der kleine Ball am Controller-Ende fürs Tracking dienen.

Abseits der Tracking-Änderung sieht das Controller-Design jetzt insgesamt noch schlanker aus und scheint sich stärker an Valves Index-Controllern zu orientieren als an Oculus Touch. Menü-Button und Analogstick wurden im Vergleich zum ersten Controller-Modell ebenfalls erneuert.

Was bringt das Gesichtstracking?

An der Innen- und Unterseite der VR-Brille sind zwei Kameras untergebracht: Die erste filmt die Stirn- und Augenpartie, die andere den Kinnbereich. Eine KI-Software analysiert die Videofeeds und leitet die Mimik her, die anschließend auf VR-Avatare übertragen werden kann. Mehr als 50 Gesichtmuskeln soll die Software erkennen. Der Hersteller nennt dieses Feature FaceFlow.

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Eine Kamera sitzt zwischen den Linsen, eine unterhalb der Nasenöffnung. | Bild: Megadodo

Damit VR-Apps das Gesichtstracking unterstützen, müssen Entwickler das FaceFlow-SDK in ihre Anwendung integrieren. Die Integration soll laut Hersteller leicht sein, die technische Hürde liege eher auf Seiten der Avatartechnik, denn diese müsse das Gesichtstracking unterstützen.

Das Start-up will mit FaceFlow ausdrucksstärkere und realistischere Social-VR-Interaktionen ermöglichen. Die VR-Brille erfasst Bewegungen der Pupillen und Augenbrauen und überträgt sie in die Virtual Reality. Vollumfängliches Eyetracking beherrscht die Brille nicht.

Das folgende Video erklärt, wie FaceFlow funktioniert. Die Gesichtsdaten sollen lokal berechnet und nicht auf Servern gespeichert werden.

Welche Vorteile bietet der Hüfttracker?

Zum Lieferumfang gehört der neuartige Hüfttracker "DecaMove". Er kann an der Hose oder am Gürtel befestigt werden und erfasst, in welche Richtung der VR-Nutzer schaut.

Das Zubehör bietet folgende Vorteile:

  • In VR-Spielen gibt man die Laufrichtung entweder durch die Richtung des Kopfes oder des Controllers an. Dank DecaMove hat man Kopf und Hände vollkommen frei, was zu einem natürlicheren Laufgefühl beitragen soll.
  • Die DecaMove-Daten können die Darstellung des eigenen virtuellen Unterkörpers verbessern, da IK-Modelle die Daten abgreifen und umsetzen können.
  • Das DecaMove bietet haptische Effekte, die zum Beispiel beim Herausnehmen von Munition aktiviert werden können.
  • Das Zubehör bietet einen zusätzlichen Knopf, über den man zum Beispiel das Inventar öffnen kann.

DecaMove funktioniert auch unabhängig von der VR-Brille als Standalone-Version. Megadodo plant außerdem die kostenlose Veröffentlichung der DecaMove-Software mit Unterstützung für Vive-Tracker und Smartphones. Damit können VR-Spieler von den Vorteilen des zusätzlichen Trackings profitieren, auch wenn sie keine DecaMove besitzen. Die Sofware soll noch im April 2021 erscheinen.

Kann ich Decagear 1 auch drahtlos nutzen?

Ja, mit dem separat erhältlichen Drahtlosmodul DecaAir, das 49 US-Dollar kostet.

Es dient zugleich als Batteriepack und wird am hinteren Teil der Kopfhalterung befestigt. Durch das Gegengewicht soll die VR-Brille insgesamt bequemer zu tragen sein. Der mit einer Kapazität von 7.000 mAh ausgestattete Akku versorgt die VR-Brille Akku sechs Stunden mit Energie.

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Wie genau das Drahtlosmodul funktionieren soll, ist nicht bekannt.

Wer entwickelt die VR-Brille?

Die Decagear-Brille wird vom in Bangkok ansässigen Start-up Megadodo Simulation Games entwickelt. Dessen Gründer und CEO Or Kuntzman hat einen Hintergrund als Software-Entwickler. Zwischen 2004 und 2013 gründete und führte Kuntzman zwei Start-ups, die Technologien für Online-Werbung entwickelte.

Anfang 2018 stieg Kuntzman in die VR-Branche ein und gründete Megadodo Simulation Games. Das Start-up entwickelte zunächst ein VR-Spiel, das später in das Framework DecaSpace umgewandelt wurde. Daraufhin folgte der Entschluss, eine VR-Brille (Vergleich) für soziale VR-Erfahrungen wie VRChat, Pavlov und Star Trek: Bridge Crew zu entwickeln – daher der Fokus auf Gesichtstracking.

Das Start-up hat mittlerweile circa 20 Angestellte, ein Großteil davon sind Ingenieure. Finanziert wird das Projekt von Kuntzman und seinem Kollegen Oded Daniel. Mehrere Millionen US-Dollar sollen bereits in das Projekt geflossen sein. Derzeit hält das Start-up nach weiteren Investoren Ausschau, die bereit sind, 30 bis 40 Millionen US-Dollar Risikokapital beizusteuern.

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So sieht der Hüfttracker DecaMove aus. | Bild: Megadodo

Mit welchen Plattformen ist Decagear kompatibel?

Decagear ist eine vollwertige SteamVR-Brille und von Haus aus mit allen SteamVR-Apps kompatibel.

Valve bestätigt, mit dem Start-up an einer Integration des Geräts gearbeitet zu haben. Die VR-Brille selbst konnten sie noch nicht in Augenschein nehmen. “Wir freuen uns, die VR-Brille zu testen, wenn sie verfügbar ist”, heißt es in einem Valve-Statement.

Die VR-Brille wird laut Hersteller ohne zusätzliche Software laufen. Eine Ausnahme bildet das Gesichtstracking: Für dessen Funktionalität könnte ein zusätzliches Programm notwendig sein. Entwickler erhalten ein SDK, über das sie Zugriff auf alle Funktionen der VR-Brille inklusive Gesichtstracking erhalten.

Der Hersteller arbeitet außerdem an einer eigenen VR-Plattform namens DecaSpace, die auf früheren Arbeiten des Start-ups beruht und über die noch nicht viel bekannt ist.

Was ist der aktuelle Entwicklungsstand?

Anfang Februar 2021 veröffentlichte das Start-up ein Update zum Entwicklungsstand:

Das Team arbeitet an der eigenen Trackinglösung und an einer zweiten, verbesserten Version der Linsen, die bereits in Version 1 der VR-Brille verbaut werden könnten. Weitere Einzelheiten sollen später folgen. Die Audiolösung (Mikrofon und Lautsprecher) ist fertig.

Die Arbeit am Deca SDK geht ebenfalls weiter. Das Fingertracking und die Drucksensorik der Controller sowie die DecaMove-Bewegungsdaten werden jetzt ohne weiteres Zutun von SteamVR-Spielen umgesetzt. Nur für das Gesichtstracking muss das Deca SDK in VR-Apps integriert werden. Das Team will das SDK so bald wie möglich veröffentlichen, sodass Entwickler mit der Implementierung beginnen können.

Decagear Release: Wann soll die VR-Brille erscheinen?

Die VR-Brille sollte ursprünglich ab Mai 2021 ausgeliefert werden.

Anfang Februar 2021 schrieb der Hersteller, dass sich die Auslieferung wegen pandemiebedingten Komponentenmangels verzögern wird. Laut Entwickler Leonid Ivanov soll die VR-Brille im vierten Quartal 2021 erscheinen.

Im November 2021 räumte das Start-up eine weitere Verschiebung ein: Wegen der aktuellen Chip-Knappheit ist nicht vor Ende 2022 mit einem Marktstart zu rechnen.

Wie viel kostet Decagear 1?

Für das Decagear-Gesamtpaket bestehend aus VR-Brille, zwei VR-Controllern und dem Hüfttracker DecaMove ruft das Start-up 449 US-Dollar auf. Für Vorbesteller ist die Lieferung gratis. Das optionale Drahtlosmodul kostet zusätzlich 49 US-Dollar.

Die einzelnen Komponenten sowie deren ungefähre Kosten sind auf folgendem Bild dargestellt. Die Angaben sind nicht genau, weil sich das Start-up laut eigenen Angaben an Geheimhaltungsverträge halten muss und weil der Preis abhängig von den bestellten Stückzahlen variieren kann.

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Der Hersteller listet alle Komponenten und Elektronik der Decagear 1 samt Kosten. | Bild: Megadodo

Viel verdienen dürfte das Start-up am Abverkauf der Hardware nicht, da die Komponenten zusammengenommen zwischen 200 und 350 US-Dollar kosten werden. Hinzu kommen Kosten für den Zusammenbau und die Logistik.

Da Megadodo auch nicht an der Software verdienen kann und der VR-Markt für PC klein ist, also auch nicht über die Masse an Abverkäufen skaliert, ist das Geschäftsmodell unklar.

Im November 2021 gab das Start-up bekannt, dass sich die Herstellungskosten wegen der aktuellen Chip-Knappheit erhöht haben. Derzeit rechnet Megadodo mit einem Preis von 700 US-Dollar.

Sollte ich Decagear vorbestellen?

Zum Zeitpunkt der Ankündigung war die Skepsis groß: Die VR-Brille eines unbekannten, kleinen Start-ups soll sich auf technischer Augenhöhe mit PC-VR-Brillen wie der HP Reverb G2 oder Valve Index befinden und diese sogar noch übertreffen, aber wesentlich günstiger sein.

Mittlerweile ist gesichert, dass die VR-Brille existiert und in Entwicklung ist. Eine andere Frage ist, wie gut sie wirklich ist und ob sie wie angekündigt erscheint.

Bislang gab es keine unabhängigen Tests und das Start-up hat keinerlei Erfahrung mit der Herstellung und dem Versand von Hardware. Es bleibt fraglich, ob das Unternehmen seine Versprechen halten kann, sodass es klüger ist, noch etwas mit der Vorbestellung zu warten.

Wo kann ich Decagear 1 vorbestellen?

Die Decagear-Brille kann man auf der offiziellen Internetseite vorbestellen.  Vorbesteller erhalten Anspruch auf die erste Lieferung, müssen für dieses Privileg jedoch zusätzlich zehn US-Dollar bezahlen.

Das Start-up will die VR-Brille außerdem per Kickstarter verkaufen.

Quellen:

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