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KI bei der Bundeswehr und der BWI | DEEP MINDS #16

Die Überwachung mit der Gesichtserkennungs-App Clearview nimmt neue Dimensionen an: Die Fotodatenbank wächst rasant und neue Funktionen sollen die Genauigkeit bei der Gesichtserkennung steigern.

Die Gesichtserkennungs-App Clearview sorgt seit Anfang 2020 für Diskussionen zwischen Datenschutz- und Sicherheitsbehörden und löste eine öffentliche Debatte über KI-Überwachung aus.

In der Clearview-App gleicht ein KI-Bildanalysesystem ein eingegebenes Foto mit jenen in der Datenbank ab und findet so Bezugspunkte im Internet wie Social Media-Profile. Diese umfassende Bildanalyse ist durch die KI-Fortschritte der letzten Jahre möglich.

Weltweit nutzen mehr als 3.100 Sicherheitsbehörden den Gesichtsabgleich mit der Clearview-App für Recherchen und Ermittlungen. In den USA sollen unter anderem das FBI, die Einwanderungsbehörde und die Zollbehörde die Clearview-App nutzen. In vielen EU-Ländern wird Clearview illegal eingesetzt.

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Clearviews Gesichterdatenbank wächst und wächst

Gegenüber Wired bestätigt Clearview-Mitgründer Hoan Ton-That jetzt, dass die Clearview-Datenbank mittlerweile mehr als zehn Milliarden Personenfotos umfasst. Nach bisherigen Angaben lag die Anzahl der durchsuchbaren Fotos bei circa drei Milliarden.

Laut Ton-That ermöglicht die größere Datenbank eine noch umfassendere Überwachung. Ebenso soll das System durch die gestiegene Datenmenge genauer arbeiten. Die Fotos sucht sich Clearview im Internet zusammen, beispielsweise in Social Media oder auf Fotoseiten.

Weitere Verbesserungen der Clearview-Bildanalyse sind in Arbeit: So sollen KI-gestützte Bildverbesserer Unschärfen oder Masken auf Bildern entfernen. Ein teilweise verdecktes Gesicht soll das KI-System anhand anderer passender Personenfotos automatisch vervollständigen.

Laut Ton-That verbessern die neuen Methoden die Ergebnisse der Clearview-Suche, dennoch sei bei KI-geänderten Bildern „besondere Sorgfalt“ bei der Bewertung der Ergebnisse durch Menschen geboten. Durch KI manipulierte Bilder sollen in der App eine eigene Kennzeichnung tragen.

„Meine Absicht bei dieser Technologie ist es, sie immer unter menschlicher Kontrolle zu haben“, sagt Ton-That zu Wired. „Wenn die KI etwas falsch macht, wird es von einem Menschen überprüft.“

Empfehlung

Gegenwind schüchtert Clearview-Gründer Ton-That nicht ein – im Gegenteil

Überall auf der Welt wehren sich Datenschutzbehörden gegen den Einsatz von Clearview, bislang aber bestenfalls mit Teilerfolgen. Im Juli 2020 zog sich Clearview etwa aus Kanada zurück, da die kanadische Datenschutzbehörde Ermittlungen gegen das Unternehmen eingeleitet hatte. Kanadas Chef-Datenschützer Daniel Therrien bezeichnete die Clearview-App als „illegale Massenüberwachung“.

In den USA gab es Klagen in Illinois und Kalifornien. Hamburger Datenschützer befanden die biometrischen Profile von Europäern als rechtswidrig und in Schweden straften Datenschschützer die behördliche Clearview-Nutzung ab. Schon Ende 2019 warnten EU-Experten vor KI-gestützter Massenüberwachung, zu der die Clearview-App gezählt werden kann.

Ton-That schrecken diese Proteste nicht ab, im Gegenteil. Der Clearview-Gründer denkt langfristig: „Die Leute, die sich darüber Sorgen machen, sind sehr lautstark, und das ist gut so, denn ich denke, dass wir mit der Zeit immer mehr ihrer Bedenken ausräumen können.“

Über die Clearview-App und ihre mögliche gesellschaftliche Folgen diskutieren wir im MIXED-Podcast Folge #187.

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Online-Journalist Matthias ist Gründer und Herausgeber von THE DECODER. Er ist davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz die Beziehung zwischen Mensch und Computer grundlegend verändern wird.
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