Blair Witch für Oculus Quest im Test: Besser ohne VR-Brille

Blair Witch für Oculus Quest im Test: Besser ohne VR-Brille

Pünktlich zu Halloween erscheint die VR-Portierung des Monitorspiels Blair Witch für Oculus Quest. Lohnt sich der Kauf?

Blair Witch spielt 1996, also zwei Jahre nach den Ereignissen des Films. In der Rolle des Kriegsveteranen Ellis Lynch begebt ihr euch in den berühmt-berüchigten Black Hills Forest, um einen spurlos verschwundenen Jungen zu finden.

Zum Glück müsst ihr das nicht alleine tun: An eurer Seite habt ihr den Schäferhund Bullet, der euch auf Schritt und Tritt folgt. Der nimmt mit seiner Spürnase Fährten auf und warnt vor Gefahren übernatürlichen Ursprungs. So oder so ist es eine enorme Erleichterung, den Wald nicht im Alleingang erkunden zu müssen.

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Anders als im Original könnt ihr den Hund mit euren eigenen Händen füttern und streicheln. Einfluss aufs Spiel hat das nicht und auch die Beziehung zum Gefährten profitiert davon nicht spürbar.

Schlauchwälder

Apropos Original: Blair Witch VR unterscheidet sich inhaltlich kaum von dem 2019 erschienen Monitortitel. Den Entwicklern zufolge wurden die Umgebungen etwas gestrafft und das Spiel hat Handinteraktionen spendiert bekommen. Man kann jetzt mit den eigenen Händen Objekte greifen, Türen öffnen und die Taschenlampe bedienen, was durchaus zur Immersion beiträgt.

Vom Pfad abkommen kann man in diesem Spiel nicht und das, obwohl man größtenteils in einem Wald unterwegs ist: Blair Witch ist streng linear. Zwar gabelt sich der Weg in vielen Gebieten auf, führt jedoch immer wieder an den gleichen Ort zurück. Egal, in welche Richtung man sich begibt, man stößt stets an unsichtbare Wände und hat so nie wirklich das Gefühl, sich in einem dunklen Wald zu verlieren.

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Vom Weg abkommen, so etwas gibt es in Blair Witch nicht. | Bild: Bloober Team

Ein psychotischer Protagonist

Das Spiel handelt weniger von der Hexe von Blair als von den Dämonen seines Protagonisten Ellis. Der ist zutiefst traumatisiert vom Irakkrieg, hat nach der Rückkehr in seine Heimat einen tödlichen Fehler begangen und hat eine gescheiterte Beziehung hinter sich.

Die bösen Geister des Walds machen sich Ellis psychische Instabilität zunutze und so wird die Suche nach dem Jungen zu einer Reise in die innere Hölle des Protagonisten.

Nicht, dass alles nur halluziniert wäre: Im Black Hills Forest gehen zweifellos unheimliche Dinge vor sich. Auf einem verlassenen Zeltplatz findet Ellis einen alten Camcorder mit eingelegter Kassette. Die und später gefundene Kassetten beweisen, dass der verschwundene Junge in der Gewalt eines dämonischen Waldbewohners ist.

Ein magischer Camcorder

Der Camcorder ist mehr als eine nette Hommage an den Film: Ellis kann durch Vor- und Rückspulen des Filmmaterials die physische Welt beeinflussen. Kippt der Entführer auf einem Band einen großen Stein um, kann Ellis diesen Vorgang rückgängig machen, indem er am gleichen Ort steht und den Film zurückspult. Diese an sich spannende Rätselmechanik wird allerdings kaum variiert und verliert so schnell ihren Überraschungseffekt.

Wer gut gemachte Rätsel erwartet, wird enttäuscht: Ein Großteil des Spiels besteht darin, eng umgrenzte Waldstücke nach Gegenständen abzusuchen, die man an anderer Stelle verwenden kann, um weiterzukommen.

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Was wäre Blair Witch ohne verrausches Filmmaterial? | Bild: Bloober Team

Eher Erfahrung als Spiel

Diese Suche gestaltet sich oft frustrierend, da man nicht weiß, wonach man sucht und weil der Raum oft "verhext" ist. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass man immer am selben Ort herauskommt, egal, welchen Pfad man einschlägt. Am Anfang wirkt das noch spannend, später nerven diese räumlichen Unplausibilitäten nur noch.

Wer den Horrorvorgänger Layers of Fear (VR-Test) gespielt hat, weiß, dass Bloober Team solche räumlichen Verwirrspiele liebt. In Blair Witch VR werden sie übermäßig eingesetzt und beeinträchtigen das Leveldesign.

Überhaupt wirkt das Spiel wie eine Aneinanderreihung von Kulissen und geskripteten Szenen, unterbrochen von Suchaufgaben, simplen Interaktionen und Pseudo-Rätseln. Das Finale ist beispielhaft dafür: Hier hat man eher das Gefühl, man sitze im Fahrgeschäft eines Vergnügungspark-Spukhauses, als dass man eine wirkliche Ruine durchstreifte.

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Ja, Grafik spielt eine Rolle

Zum Schluss möchte ich auf die Grafik zu sprechen kommen. Oculus Quest hat eine beschränkte Rechenleistung. Bloober Team hat mit seiner Portierung nicht gepfuscht und das Optimum aus der VR-Brille (Vergleich) herausgeholt. Nun reicht das aber nicht.

Das Original lebt von seiner fotorealistischen Grafik und die musste für Oculus Quest auf PS2-Niveau reduziert werden. So geht viel Atmosphäre flöten. So viel, dass Blair Witch auf Oculus Quest ein anderes Spiel ist.

Die grafische Darstellung eines Waldes lebt von seiner reichen Vegetation und seinen Lichteffekten. Und gerade die lassen sich mit Oculus Quest nur beschränkt umsetzen. Das Gleiche gilt für Ellis Halluzinationen und die Ungeheuer des Waldes, die auf der VR-Brille nicht ansatzweise so viel Eindruck machen und Angst einjagen.

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Bullet nahm mir ein Stück weit die Angst, ans Herz gewachsen ist er mir nicht. | Bild: Bloober Team

Blair Witch VR Test-Fazit: Schlechter als das Original

Ein Titel wie Blair Witch eignet sich meines Erachtens nicht für eine Portierung. Ich bin dagegen, dass man jedes Spiel, auf Hexe komm raus, auch auf einer autarken VR-Brille spielen muss. Blair Witch hätte neu und von Grund auf entlang der Stärken und Schwächen der Hardware entwickelt werden müssen, um zu überzeugen. Das ist bei einer Portierung nicht der Fall.

Ist Blair Witch erst einmal seiner grafischen Pracht beraubt, wie es hier Fall ist, so merkt man, dass es kein besonders gutes Spiel ist, Grafik hin oder her. Blair Witch ist unter der VR-Brille zweifellos immersiver als das Original, aber spielen würde ich es dennoch lieber auf einem Monitor. Oder warten, bis die PC-VR-Portierung erscheint. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich letztere am Original und nicht an der Quest-Portierung orientiert.

Wer zu Halloween ein gutes VR-Horrorspiel spielen möchte, findet in unserer Liste der besten VR-Horrorspiele bessere Alternativen.

Blair Witch VR wird euch gefallen, wenn ihr ...

  • Fans der Blair-Witch-Mythologie seid,
  • euch gruseln wollt und
  • Hunde liebt.

Blair Witch VR wird euch nicht gefallen, wenn ihr ...

  • mit dem Genre des Walking Simulator nicht anfangen könnt,
  • Simpelgrafik hasst und
  • schwache Nerven habt.

Blair Witch: Oculus Quest Edition könnt ihr hier kaufen:

Unterstützte Geräte Store Preis
Oculus Quest Quest Store 29,99 Euro

 

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Oculus Quest 2 wird in Deutschland vorerst nicht verkauft. Wie lange dieser Verkaufsstopp anhält, ist nicht bekannt.

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